Seit dem 16. Jahrhundert umfasst der „Atlantische Raum“ die Kontinente Afrika, die beiden Amerikas und Europa und stellt damit eine Weltregion der besonders ausgedehnten Art dar. Die AutorInnen des vorliegenden Bandes untersuchen diese Weltregion als ein System der Zirkulation von Menschen, Ideen und Gütern. Ihren Schwerpunkt legen sie auf die iberische, lateinamerikanische, afrikanische und karibische Perspektive, sodass die Süd-Süd-Beziehungen einen zentralen Bestandteil der Studien ausmachen, die mehrheitlich sozial- und kulturgeschichtlich ausgerichtet sind.
Historische Phänomene der globalen Verflechtungen über den Atlantik werden ebenso behandelt wie theoretische Ansätze ihrer Durchdringung im Sinne von Immanuel Wallersteins Weltsystemtheorie. Konkret beschäftigen sich die einzelnen Beiträge mit Phänomenen wie der Migrations- und Diasporageschichte, der Kreolisierung bzw. Transkulturation, sozialen, ethnischen, religiösen und kulturellen Bewegungen sowie Konfliktdynamiken sozialer und geschlechtermäßiger Ungleichheit und Differenzierung.
Neben einer theoretischen Einführung, der Darstellung der Weltsystemtheorie, eines regionenübergreifenden historiographisch-theoretischen Beitrags zu Atlantikkonzepten und einem Blick auf die Diskussion um die portugiesisch sprechende Welt des „Lusoatlantik“ werden die Conquista Amerikas und das frühe spanisch-amerikanische Kolonialreich, die transatlantische Ernährungsgeschichte und der transatlantische Sklavenhandel behandelt. Weitere Artikel befassen sich mit den Kommunikationswegen über den Atlantik, mit der nordatlantischen Migration, mit katholischen und protestantischen Missionen in Afrika und den Amerikas und mit dem transatlantischen Kulturaustausch im anglophonen Raum. Dargestellt werden auch die afrikanisch-afroamerikanische Beziehungsgeschichte und die Rolle afrikanischer und afroamerikanischer Soldaten im Dienst der Alliierten.
Hans-Heinrich Nolte, geboren 1938 in Ulm, ist
Universitätsprofessor für Osteuropäische Geschichte an der Universität
Hannover i. R., Gastlektor an den Universitäten Wien und Hildesheim
sowie Vorstandsmitglied im Verein für Geschichte des Weltsystems und als
solcher Herausgeber der „Zeitschrift für Weltgeschichte“. Zuletzt ist
von ihm erschienen: „Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts“ (Wien 2009)
sowie im Promedia Verlag (zusammen mit Andrea Komlosy und Imbi Sooman)
“Ostsee 700 - 2000”.
Ulrike Schmieder, geboren 1966 in Berlin,
ist Historikerin an der Universität Hannover und arbeitet dort über
lateinamerikanische und karibische Geschichte.