Oppitz, Klaus - Die Hinrichtung des Martin P.
Beklemmender Thriller mit gesellschaftspolitischer Aktualität
In Österreich wird die Todesstrafe wieder eingeführt.
Wie kam es dazu? „Gebt mir sein Messer und ich schlachte ihn genauso ab wie er das kleine Mädchen“. Ein schreckliches Verbrechen und dieser Satz verändern die Rechtssprechung in Österreich und das Leben von Martin Pietsch. Pietsch ein 43-jähriger arbeitsloser IT-Techniker der gerade dabei ist auch seine Beziehung an die Wand zu fahren, postet diesen verhängnisvollen Satz nach einer weiteren Jobabsage und viel Alkohol in den sozialen Medien. Warum?
Ein 17-jähriger Tschetschene tötet die kleine Tochter seiner Nachbarn mit einem Messer. Dem Autor dient hier als Vorlage ein tatsächlich so geschehener Mord in Wien 2018. Besonders nach Gewaltverbrechen an Kindern sind solche Aussagen/Postings, die zur Selbst-/Lynchjustiz aufrufen und die Forderung zur Wiedereinführung der Todesstrafe keine Seltenheit. Auch Pietsch ist vor diesen Gewaltphantasien und dem Ruf nach Rache nicht gefeit und postet also tatsächlich, dass er den Mörder eigenhändig umbringen würde. Womit Pietsch aber nicht rechnet: er erfährt enormen Zuspruch und wird ernst genommen. Die Regierung bietet ihm, wenn er genau das umsetzt, was er geschrieben hat, eine Jobgarantie mit Kündigungsschutz und eine Sonderprämie von 20.000 Euro. Pietschs Probleme wären mit einem Schlag gelöst.
Hier könnte man meinen, dass der Autor ordentlich übertreibt und in der heutigen Zeit so etwas sicher nicht möglich wäre. Wirklich? Hier ein im Buch verwendetes Originalzitat: „Das Internet und Facebook spiegeln schon die Stimmung in der Gesellschaft wider. Und die Justiz funktioniert am besten, wenn die Urteile auf große Akzeptanz in der Bevölkerung stoßen“, so Karoline Edstadler als Staatssekretärin im Bundesministerium für Inneres der Republik Österreich am 7. Februar 2018.
Pietsch sagt trotz moralischer Bedenken zu und die „Geschichte“ nimmt ihren Lauf. Allerdings nicht ganz so, wie es sich Pietsch vorgestellt hat. Wird Pietsch wirklich der erste Henker in der zweiten Republik?
Klaus Oppitz liefert hier nach seinen beiden satirischen Romanen „Auswandertag“ und „Landuntergang“ einen beklemmenden Thriller, der den Leser aufgrund seiner gesellschaftspolitischen Aktualität erschaudern lässt. Absolute Leseempfehlung.
Manfred Arthaber
Oppitz, Klaus - Die Hinrichtung des Martin P.
Roman. Wien: Kremayr und Scheriau 2019. 187 S. - fest geb. : € 22,00
ISBN 978-3-218-01180-8