Architektur des roten Wien

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  • Verlag: Zednicek
  • 01.05.2009
  • Buch
  • 224 Seiten
  • Paperback
  • ISBN: 978-3-9502544-2-6
  • AutorInnen: Helmut Weihsmann
  • Buchtitel: Architektur des roten Wien
  • ISBN: 978-3-9502544-2-6
  • Verlag: Zednicek
  • Produktart: Buch
  • Seiten: 224
  • Erscheinung: 01.05.2009
  • Einband: Paperback
deutsch, englisch, französisch, italienisch

Die Gemeindebauten

Die Gemeindebauten schufen jene soziale Identifikation für die Arbeiterschaft, die die Klassische Moderne bzw. die „Neue Sachlichkeit“ oder der „Internationale Stil“ mit ihrem elitären und totalen Anspruch nicht hervorgebracht hatten. Weder folgte die Wiener Wohnbauarchitektur dogmatisch dem rationalen Leitbild des „Neuen Bauens“ noch passte sie sich dem Konservatismus zeitgleicher bürgerlicher Bauschulen der regionalen Heimatschutzbewegung an, sondern sie beschritt, wie bei ihren politischen Zielen, einen eigenständigen „dritten Weg“ (Peter Gorsen), der letztlich eine Konsequenz des sozialen Reformgeistes und Humanismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts war. In Wien, das neben Frankfurt am Main, Berlin, Amsterdam und Moskau führend im sozialen Wohnbau der 20er-Jahre war, wurden keine gänzlich neuen Stadtteilgründungen vorgenommen, doch durch geschickte Baulückenverbauung und Zusammenlegung von Freiflächen entstand eine Vielzahl an Volkswohnhäusern, die sich durch ihr markantes Äußeres und, wenn möglich, auch durch grüne Hofgestaltung von den Nachbarhäusern unterschieden. Wie wenig später unter der kommunistischen Diktatur Stalins und Mussolinis mediterranen Großmannsuchtsträumen von einem „Dritten Rom“ litten die Wiener Funktionäre und Baumeister der SDAPÖ ebenso an der grassierenden Epidemie „Palastitis“. Eine historisch vertraute Semantik in der Architektur- und Formensprache erwies sich auch im machtpolitischen Sinn als äußerst werbewirksames Mittel und als Identifikations- bzw. Prestigefaktor mit hoher Symbolkraft und Selbstwert für die Partei. Die „Roten Festungen“ waren für die einen, loyale Parteigenossen, massenwirksam, doch wurden sie – noch vor den Februarkämpfen von 1934 – von den anderen, Bürgerlichen, als „Arbeiterburgen“ angefeindet, und dies nicht nur von politischen Gegnern. Waren die Gemeindebauten für die christlich-soziale Opposition eine Art „proletarischer Massenstätte“, die bloß die Familie zerstören konnte, so urteilten die linken, internen Kritiker den prätentiösen „Volkswohnpalast“ als kleinbürgerliches Wunschdenken und Machtgelüste der Rathausbürokraten ab. Obwohl die prototypischen „Volkswohnpaläste“ mit ihrer „architecture parlante“, „Jakob-Reumann-Hof“, „Karl-Seitz-Hof“ und „Ferdinand-Lassalle-Hof“ und selbst die späteren (weniger dekorativen) „aufgelockerten“ Superblöcke „George-Washington-Hof“, „Karl-Marx-Hof“ und der proto-stalinistische „Engelsplatz-Hof“, viel von der Gesinnung des Austromarxismus verrieten, fehlte in der offiziellen Stellungnahme der Rathauspolitiker jener Zeit jeglicher Hinweis auf die Funktion der Gemeindebauarchitektur als Instrument politischer Herrschaft, Lenkung und parteipolitischer Propaganda. Im „Roten Wien“ formierten sich nebenbei vielfältige Organisationsformen und Institutionen, die zu einer geschlossenen Reformpolitik führten, welche den „Neuen Menschen“ von der Wiege bis zur Bahre begleiten sollte.
Helmut Weihsmann ist Architekturhistoriker und Kurator für Film- und Architekturgeschichte in Wien sowie Autor einiger Standardwerke.

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