Neuausgabe des naturphilosophischen Dialogs Timaios in neuer Übersetzung mit einer erläuternden Lesebegleitung des Herausgebers zu den einzelnen Abschnitten dieses schwierigen Spätwerks.
Der Timaios ist ein Spätwerk Platons und einer seiner faszinierendsten, aber auch unzugänglichsten Dialoge. Platon präsentiert in diesem Werk, das zum größten Teil aus einem langen Monolog des Gesprächspartners Timaios von Lokroi besteht, seine Naturphilosophie.
Der Dialog entfaltet nach und nach ein komplettes Bild des Kosmos von der Entstehung der Himmelskörper bis hin zu den Angelegenheiten der Menschen. Dabei ist für Platon die Frage nach der Weltentstehung direkt mit der nach dem richtigen Leben verknüpft: Der Dialog zeigt auf, wie intelligible Struktur, und damit das Gute, in die wahrnehmbare Welt gekommen ist. Die Grundfigur der Erzählung ist die eines teleologischen Schöpfungsmythos: Der Demiurg, Platons göttlicher Weltenbauer, bringt Ordnung, Struktur und Regelmäßigkeit in die Welt, weil es gut so ist. Am Ende der Schöpfung steht der durch Harmonie und Proportion gekennzeichnete Kosmos. Allerdings schafft der göttliche Handwerker den Kosmos nicht aus dem Nichts heraus; er ist gezwungen, mit vorgefundenen Materialien umzugehen. Unter den Bedingungen der widerständigen Natur des noch ungeformten und chaotischen Materials richtet der Demiurg daher alles so weit gut ein, wie die Beschaffenheit des vorgefundenen Materials es zulässt. Unter diesen Vorgaben liefert der Timaios eine Kosmogonie und Kosmologie, die Lehre von den vier Elementen, eine geometrische Polyedertheorie, Theorien von Raum und Zeit und schließlich eine Anthropologie.
Von der Antike bis zum Spätmittelalter erzielte dieser Dialog die nachhaltigste Wirkung von allen Werken Platons; bis ins 12. Jahrhundert war er der einzige Dialog, der in der lateinischen Gelehrtenwelt bekannt war.
Inhalt
InhaltsverzeichnisV
VorwortXI
Platon: Timaios1
Rückblick auf die Gespräche am Vortag3
Der versprochene Austausch von Vorträgen3
Wiederholung der Staatsverfassung im idealen Staat3
Der gewünschte Vortrag: der ideale Staat in konkreter Bewegung6
Kritias’ Erzählung von Ur-Athen und Atlantis8
Weiterer Rückblick auf den gestrigen Tag: Die Kraft der Erinnerung14
Rückkehr zum Thema der Staatsverfassung im Konkreten15
Vortrag des Timaios17
Methodische Grundlagen – Rede als bildliche Darstellung17
Ontologischer Grundriss19
Der Kosmos als Ordnung und Lebewesen19
Ein einziger Kosmos oder viele?20
Die vier Grundelemente des Kosmos als Körper. Zahlenverhältnisse als Vermittlung des Zusammenhalts21
Die Kugelgestalt des Kosmos22
Die Weltseele23
Die Grundform der Weltseele und ihre Stellung zwischen Sein und Werden23
Der Aufbau der Weltseele24
Die Kundgabe der Seele als Mittlerin zwischen Sein und Werden26
Die Entstehung der Zeit27
Kosmische Zeit als Abbild des Ewigen27
Die Anordnung und Bewegung der Gestirne28
Der Auftrag zur Erschaffung des Menschen31
Anbindung an die mythologische Tradition der Naturreligion31
Die Entstehung der menschlichen Seele33
Seelenwanderung34
Der Zusammenschluss von Körper und Seele35
Der Kampf von Chaos und Vernunft in der Seele36
Der Aufbau des menschlichen Körpers37
Die Augen und die Besonderheit des Sehens38
Exkurs über Spiegelbilder39
Exkurs über zwei Arten der Kausalität40
Die Vernunftursache für Sehen und Hören40
Die Entstehung des Kosmos42
Zweiter Durchgang unter dem Aspekt der Notwendigkeit42
Die Urmaterie: Eine dritte Gattung neben dem Sein der Vernunft und dem Werden sichtbarer Natur43
Die Elemente und ihre Umwandlungen44
Rückkehr zur Frage der Urmaterie45
Kritik des naiven Materialismus: Unterscheidung zwischen sinnlicher Gewissheit und Wissen47
Der Raum als dritte Gattung neben Sein und Werden48
Die vier Elemente im Urzustand49
Die Herleitung der dreidimensionalen Elementarkörper aus Elementardreiecken50
Die vier Elementarkörper52
Die Gestalt der Elementarkörper52
Viele Welten oder ein Kosmos53
Die Entstehung der vier Elemente aus den Elementarkörpern54
Umwandlung der Elementarkörper ineinander55
Die Ursache für die bunte Vielfalt der Körper57
Die Ursache der ständigen Bewegung57
Die stofflichen Qualitäten der Elementarkörper58
Feuer und Luft58
Wasser59
Erde61
Zu den Verbindungen verschiedener Elementarkörper62
Die stofflichen Eigenschaften als Empfindungsqualitäten63
Methodische Vorbemerkung63
Die allgemeinen Empfindungen des Körpers: Warm und kalt63
Hart und weich64
Schwer und leicht65
Exkurs: Die Relativität räumlicher Bestimmungen und die Unterscheidung von oben und unten65
Glatt und rau67
Schmerz und Lust67
Exkurs: Das Grundprinzip der Empfindung67
Rückkehr zur Frage von Schmerz und Lust68
Die Empfindungen vier einzelner Sinne: Geschmack69
Geruch71
Gehör72
Sehvermögen und Farben72
Ziel und Grenzen menschlichen Forschens74
Erinnerung an das Hauptthema: Der Kosmos als Ordnung und Lebewesen74
Weitergabe des Schöpfungsauftrags an die unsterblichen Götter der Natur75
Die Erschaffung der sterblichen Seele75
Die sterbliche Seele in den Teilen des Körpers76
Die Brust76
Herz und Lunge76
Der Bauch77
Die Leber78
Exkurs: Die Bedeutung von Weissagung und Seherkunst79
Leber und Milz80
Zwischenbemerkung: Zur Frage der wahren Erklärung der Seele80
Unterleib und Gedärme81
Mark und Gehirn81
Die Knochen82
Fleisch und Sehnen83
Körperaufbau und seelische Empfindung84
Der Kopf84
Die Extremitäten: Haut, Haare und Nägel86
Exkurs: Das pflanzliche Leben87
Das Körperinnere: Das System der Adern und die Ernährung88
Zusätzliche Erklärung der Atmung90
Exkurs: Wechselseitige Wirkungen in der Natur91
Ernährung und Blut92
Wachstum, Alterung und Tod93
Krankheiten des Körpers94
Allgemeine Bestimmung94
Besondere Erkrankungen im Fleisch und im Blut95
Weitere besondere Erkrankungen: Lunge98
Schleim98
Galle99
Anmerkungen zum Fieber100
Die Krankheiten der Seele100
Allgemeine Bestimmung100
Lust101
Schmerz101
Das Grundprinzip der Therapie102
Die Harmonie von Körper und Seele102
Therapeutische Wege zum idealen Zustand104
Zur Therapie des Körpers105
Zur Therapie der Seele106
Ergänzungen zum Thema Lebewesen108
Das männliche und weibliche Geschlecht108
Weitere Lebewesen: Vögel109
Landtiere109
Kriechtiere110
Wassertiere110
Schlusswort: Der Kosmos als Lebewesen111
Anhang113
Lesebegleitung: Der Kosmos Platons und wir - Eine Erschließung des platonischen >>Timaios<<113
Die Nachwirkung des »Timaios« in der Philosophiegeschichte197
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